Wieso ist Vermögensbildungskompetenz wichtig?

Wieso ist Vermögensbildungskompetenz so wichtig – und trotzdem für viele Unternehmer und Selbstständige ein Fremdwort?

Stell dir vor, du machst vieles richtig und du bist unternehmerisch erfolgreich. Dann wird es nicht ausbleiben, dass du zu Zeiten mehr Geld hast, wie du für Investitionen ins Unternehmen brauchst, oder verwenden willst.

Ich habe viele Unternehmer kennengelernt die hatten keine Ahnung wie Sie Geld sinnvoll anlegen können, außer auf dem Girokonto, als Festgeld oder vor Jahren vielleicht noch als Staatspapiere, ist ihnen nicht viel eingefallen. Außer vielleicht ab und an mal eine mehr oder weniger rentable Immobilie zu kaufen (immerhin 😉

Und ich muss zugeben, mir ging es in den frühen Jahren meiner Selbstständigkeit genauso.  Die Folge von geringer eigener „Vermögensbildungskompetenz“ ist, dass man sich vermeintliche Experten und Berater sucht, die angeblich gut Bescheid wissen und angeblich das Beste für dich wollen. Vor allem, wenn du solche Leute noch persönlich kennst, ist dies nicht ohne Risiko und endet ganz oft in bedauerlichen Verlusten, oder im besten Fall in einer geringen Rendite über die Jahre. Ich will nicht sagen, dass Finanzberater nur von Eigeninteressen getrieben sind, aber zumindest sind solche Interessen oft erheblicher Treiber ihrer Empfehlungen.

Streng dich an das zu haben was du liebst. Sonst wirst du schließlich das lieben müssen, was du hast. G.B. Shaw

Vor über 20 Jahren habe ich dann gemerkt, dass durch Fehlberatungen schon viel von meinem „sauer“ verdienten Geld  den Bach runter, gegangen ist. Und was fast noch wichtiger ist,, dass ich überhaupt kein langfristiges Konzept hatte für den Vermögensaufbau. Auch das ist sehr weit verbreitet. Ganz wichtig bei dem Thema ist die richtige Einstellung und das richtige Verhältnis zu Geld. Man muss Geld mögen und man muss positiv über Geld denken und reden. Darüber schreibe ich mal einen eigenen Beitrag. Hier scheint es doch erhebliche Defizite, vor allem bei kleineren Unternehmen und deren Inhabern zu geben.

Mit Blick auf möglichst viel Entscheidungsfreiheit als Unternehmer, aber auch mit Blick auf eine gesicherte Zeit nach der aktiven Phase als Unternehmer und ein abgesichertes Alter halte ich es für riskant sich nicht frühzeitig, um den Vermögensaufbau zu kümmern. Was man deshalb noch verstanden haben muss ist der Zinseszinseffekt. Der Aufbau eines stattlichen und stabilen Vermögens braucht Zeit. Wem mit 60 einfällt, dass es knapp werden könnte mit seinen Finanzen dürfte es deutlich schwerer haben noch ein Vermögen aufzubauen, als ein Jungunternehmer, der sich bereits mit 30 Gedanken über seinen Vermögensaufbau macht.

Trotzdem gibt es nicht viele Unternehmer, mit denen du dich über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten und Vermögensbildungsthemen unterhalten kannst und wo du merkst die haben Ahnung. Viele Inhaber von Unternehmen haben etwa keinen blassen Dunst, von Aktienanlage oder anderen rentablen Investmentmöglichkeiten. Der Grund wieso viele Menschen Aktien als riskantes Glücksspiel betrachten ist der, dass sie einfach keine Ahnung haben und sich noch nicht objektiv mit dem Thema befasst haben.

Es gibt tausend Möglichkeiten, Geld loszuwerden, aber nur zwei, es zu erwerben. Entweder wir arbeiten für Geld, oder das Geld arbeitet für uns.

Viele sehen leider noch nicht einmal die Notwendigkeit überhaupt privates Vermögen, auch außerhalb des Unternehmens aufzubauen. Letzteres ist ein sehr wichtiger und bei Kleinunternehmern oft übersehener Punkt. Wenn du diesem Thema keine Beachtung schenkst und immer alle Erträge im Unternehmen lässt, könnte sich das bitter rächen, wenn etwas schiefgeht!  An anderer Stelle habe ich ja über Möglichkeiten geschrieben wie du dies durch Risikoabschätzung und proaktives Handeln möglichst vermeidest. Trotzdem enthält Unternehmertum ein Restrisiko und du kannst nie ganz ausschließen „Schiffbruch“ zu erleiden.

Denke etwa an die Corona Krise, aber auch an Änderungen staatlicher Rahmenbedingungen (Energiewende etc.), irgendeinen Skandal, in den du verwickelt, wirst und dergleichen Dinge an denen du nicht einmal selbst schuld bist. Kommst du dadurch in eine existenzielle Krise und realisierst, dass du das Unternehmen nicht retten kannst,  ist es zu spät über eine finanzielle Absicherung als Privatperson oder eine Diversifizierung deiner Assets nachzudenken.

Wenn sich die Krise anbahnt und sich deine Finanzen verschlechtern und du versuchst durch alle möglichen „Klimmzüge“ Geld für deine private Absicherung aus dem Unternehmen zu holen kann das übel enden. Erhöhte Gehaltszahlungen, Ausschüttung, von zuvor tesaurierten Gewinnen, oder durch Zahlungen an  Tochterunternehmen für erbrachte Leistungen, du kannst sicher sein, wenn du in die Insolvenz gehst, wird es nicht lange dauern bis der Insolvenzverwalter bei dir an die Tür klopft und dieses Geld zurückfordert.

Viele wissen nicht, dass dies sogar Zahlungen und Transfers betreffen kann die Jahre zurückliegen, wenn dir nämlich der Verwalter nachweist, dass zu der Zeit die finanzielle Schieflage bereits begonnen hatte. Der Fall Schlecker etwas  ist ein gutes und abschreckendes Beispiel was im ungünstigsten Fall passieren kann.

Viele Unternehmer rechnen auch mit dem Verkauf der Firma, zur Altersabsicherung. Dabei erwarten sie oft einem zu hohen Firmenwert, der dann am Markt nicht zu realisieren ist. Vor allem dann nicht, wenn das Geschäftsmodell, in dem sie unterwegs waren, seinen Zenit überschritten hat und in den letzten Jahren nur wenig investiert wurde. Auf einen hohen Erlös beim Verkauf des Unternehmens zu setzen und sich ansonsten nicht weiter um Vermögensbildung zur Absicherung zu kümmern ist deshalb hochriskant.

Wenn du jedoch nicht nur die Rolle des Unternehmers ausfüllst und dort versuchst erfolgreich zu sein, sondern auch an deinem Know-how und deiner Erfahrung in Fragen des Vermögensaufbaus arbeitest, dann wirst du frühzeitig und langfristig an die Dinge herangehen. Du wirst ein Konzept haben und in der Lage sein selbst zu entscheiden, wann was für dich das richtige ist. Dazu gehört selbstverständlich nicht nur, dass du Vermögenspositionen außerhalb des Unternehmens aufbaust, sondern, auch dass du diesen Kapitalstock gut diversifizierst und damit sogenannte Klumpenrisken vermeidest.

Nicht immer herrschen Boomzeiten am Immobilienmarkt, genauso wenig wie an der Börse. Untersuchungen zeigen, viele Selbstständige und Kleinunternehmer sind „immobilienlastig“. Der Grund, sie haben sich bisher wenig Gedanken gemacht über ein gut diversifiziertes Vermögen, welches Werterhalt, Sicherheit und ein gewisses Maß an Liquidität liefert, egal wie die politischen Rahmen Bedingungen sind. Denn alle Märkte sind zyklisch. Sie laufen nicht immer alle gleich und vor allem nicht immer nach oben, was viele in Boomzeiten glauben :-). Du hast aber sicher Interesse daran jederzeit Assets zu haben, die gut im Geld sind und die du bei Bedarf flüssig machen kannst.

Nichts ist unangenehmer als ein Investment zu haben, das zwar einen hohen Wert repräsentiert, nur leider will oder kann es keiner zu dem Preis kaufen, den du dir vorstellst, wenn du grade Geld brauchst und verkaufen willst. Murphys Law dürfte ja den Meisten bekannt sein 😉 Darum musst du einen guten Mix zwischen liquiden und illiquiden, zwischen großen und kleineren Anlagepositionen haben, um jederzeit flexibel zu sein.

Noch ein Aspekt ist bei Thema Vermögensbildung ganz wichtig und soll deshalb auch hier angesprochen werden. Ein alter Spruch sagt: Geld verdirbt den Charakter. Ich halte den Spruch für Blödsinn. Wer das glaubt, hat ein tief sitzendes Misstrauen gegenüber Wohlstand. In Deutschland scheint, das weitverbreitet zu sein, wie man an den vielen Neidern sieht. Mit dieser Einstellung wirst du vermutlich niemals wirklich wohlhabend und zu einem nennenswerten Vermögen kommen. Ich denke, Geld kann den Charakter verstärken. Ein schlechter Charakter wird dadurch womöglich noch schlechter.

Aber kein Geld zu haben ist sicher KEIN Zeichen für einen guten Charakter. Mit Geld ist es wie mit einem Hammer, man kann damit einen Nagel in die Wand schlagen, oder sich gewaltig auf den Finger hauen und man könnte damit sogar jemanden erschlagen. Geld ist auf der einen Seite ein Äquivalent für den Nutzen, den man bisher als Unternehmer oder Mensch gestiftet hat. Und Geld ist ein Äquivalent für Freiheit, die man sich damit auf die unterschiedlichste Weise schaffen kann. Geld zu haben verschafft Freiheiten, die man mit wenig Geld oder gar unter finanziellem Druck nie hat.

Mit viel Geld kann man auch viel Gutes tun.  Und selbst musst du dir um deine eigene Zukunft nur wenig Sorgen machen, wenn du eine Ahnung davon hast, wie du ein einmal aufgebautes Vermögen erhalten kannst. Sicher ist es auch ohne Geld möglich auf eine bestimmte Weise glücklich zu sein, aber eher auf einer Insel in der Südsee. In Westeuropa dürfte das nur schwer, oder zeitweise möglich sein, weil alles mehr oder weniger mit Kosten verbunden ist und das Vorhandensein von Geld erfordert.

Im Folgenden einige Hinweise auf verschiedene Anlagemöglichkeiten. Diese Ideen kannst du in deine Überlegungen beim Vermögensaufbau einbeziehen. Bevor du in ein Investment einsteigst, informiere dich über die wichtigsten Grundlagen und Strategien. Dies ist heute ohne Probleme möglich, denn es gibt eine Fülle sehr nützlicher Literatur zu allen Aspekten. Auch viele sehr gute Youtube Channels, welche dich mit den Grundlagen etwa von Aktien, Immobilien, Edelmetall- oder sonstigen Investmentbereichen vertraut machen. Einige nenne ich dir unten.

Als Basisinstrument der Vermögensbildung, ist die Aktie, aus meiner Sicht unverzichtbar. Normalerweise sollten Unternehmensbeteiligungen einem Unternehmer eigentlich sehr liegen und dass dies nicht so ist hat mich immer gewundert. Mache dich unbedingt frei von dem Vorurteil Aktien seien riskantes Teufelszeug und es sei nur Glück, wenn man mit Aktien Geld verdient. Es gibt sehr wohl vernünftige und schlüssige Strategien mit denen man bei der Investition in gute Aktien eine gute und auch eine sichere Rendite erzielen kann. Das Risiko von Aktienanlagen wird regelmäßig überschätzt. Aktien  sind bei einem längeren Anlagehorizont von 5 oder 10 Jahren nachweislich nicht riskanter als andere Anlagen und sie rentieren auf Dauer deutlich besser als viele andere Anlagen. Dazu kommt, dass sie in aller Regel wesentlich liquider sind wie etwa Immobilien.

Deinem Sicherheitsbedürfnis bei der Aktienanlage befriedigst du durch eine gute Auswahl der Titel und durch eine ausreichende Cashreserve. Du solltest nicht in die Lage kommen Aktien (oder Immobilien) zur Unzeit, wenn der Markt grade schlecht ist verkaufen zu müssen. Mit dem Instrument der Indexfonds (ETF) bekommst du zwischenzeitlich eine einfache und günstige Möglichkeit das Risiko bei der Aktienanlage einfach und billig zu streuen, statt auf die aufwändigere Auswahl von verschiedenen Einzelaktien zu setzen. Gegen eine im Vergleich zu gemanagten Fonds sehr geringe Verwaltungsgebühr kannst du einen ganzen Korb von Aktien kaufen, welche die unterschiedlichen Indexe 1:1 abbilden.

Für eine gut überlegte Vermögensbildungsstrategie musst du dir zu folgenden Punkten Gedanken machen. Voraussetzung ist allerdings, dass du mit deiner unternehmerischen Tätigkeit genügend Rendite erzielst.

Habe ich eine gute Steuerberatung und habe ich die richtige Strategie zur Optimierung der Steuerlast

Habe ich ausreichend Kapital im Privatvermögen zur Verfügung

Habe ich ausreichend Kapital in einer oder mehreren zusätzlichen Gesellschaften zur Verfügung

Die wichtigsten Assets die für ein gut diversifiziertes Vermögen infrage kommen:

  • Aktien und Aktienfonds (ETF´s und gemanaged)
  • Festverzinsliche Anlagen (in der aktuellen Zinslandschaft ziemlich gefährlich)
  • Immobilien und Immobilienfonds, Grundstücke (derzeit sehr teuer, nur ausgewählte Objekte machen noch Sinn)
  • Edelmetalle, vor allem Gold und Silber – physisch und im persönlichen Zugriff als Absicherung gegen eine ev. Zerstörung der Währung
  • Edelmetall Zertifikate, die mit physischem Material hinterlegt sind (etwa Xetra Gold)
  • Diamanten und Farbedelsteine
  • Holzinvestments
  • Oldtimer, Sammleruhren, Kunst und andere sammelwürdigen und mutmaßlich wertsteigernden Objekte
  • Eventuell kommen auch Privat Equity Investments infrage, wenn es um größere Vermögen geht, bzw. wenn entsprechende Möglichkeiten und Know-how vorhanden sind.
  • Ausreichend Cashbestand für mindestens  6 Monate

Für sehr wichtig halte ich in unruhigen Zeiten immer die Investition in die eigene Weiterbildung und in die Bildung der Kinder (nicht nur formal). Ebenfalls wichtig eine gute Partnerschaft und eine intakte Familie!

Denk daran: Zielerreichung ist kein Garant um glücklich zu sein. Überlege dir immer wieder gut was dir WIRKLICH erstrebenswert erscheint und welche Ziele wirklich Sinn ergeben.

Reich zu sein ist für sich genommen sicher kein erstrebenswertes Ziel. Oft stellt man auch fest „der Weg das Ziel“.

Zur Findung dessen was du wirklich willst kann ich dir ein Buch besonders empfehlen: Der Weg zum Wesentlichen von Steven R. Covey. Viel Spaß und neue Erkenntnisse damit.

Linktipps:

  • Geld ist eine Vision, das große Geldbuch von Arthur Lassen
  • Rich Dad Poor Dad: Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen von Robert T. T. Kiyosaki
  • Die „Wissenschaft des Reichwerdens“ von Wallace D. Wattles
  • Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen von Gerd Kommer
  • Finanzielle Selbstverteidigung: Profi-Strategien zum Schutz Ihres Vermögens, Ihrer Daten, Eigentumsrechte und Privatsphäre! von Markus Miller
  • Des klugen Investors Handbuch von Markus Elsässer und Simon Rolfes
  • DAS AKTIENBUCH – INTELLIGENT INVESTIEREN IN AKTIEN – FÜR EINSTEIGER: Wie Sie die Börse verstehen, souverän Geld anlegen und durch erfolgreiche & … Renditen erzielen & hohe Dividende kassieren!  von Patrick Strasser , Sabine Kaiser-Hohenstein
  • Drei-Speichen-Regel: Das 1600 Jahre alte Geheimnis der ertragreichen und sicheren Geldanlage von Jürgen Müller
  • Reich werden und bleiben: Ihr Wegweiser zur finanziellen Freiheit von Rainer Zitelmann, Josef Vossenkuhl, et al.
  • GOLD! SILBER! JETZT!: Warum Sie sofort damit beginnen sollten, in Gold und Silber zu investieren von Prof. Dr. Hans J. Bocker
  • Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie. von Robert G. Hagstrom und Egbert Neumüller (Übersetzer)
  • Der Börse einen Schritt voraus – Neuauflage: Wie auch Sie mit Aktien verdienen können! von Peter Lynch
  • Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse: Praxisnahe Einführung mit zahlreichen Fallbeispielen börsennotierter Unternehmen von Nicolas Schmidlin
  • https://www.youtube.com/user/AktienMitKopf
  • https://www.youtube.com/channel/UCrl3m6hXSCJUZIZd0cK6w4A

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