Erstens kommt es anders, zweiten als man denkt !
Hier möchte ich an den Beitrag zum dem Gesetz der Zyklen anknüpfen. Wenn etwas sicher ist im Leben, dann ist es dies, dass es keine Sicherheit gibt. Das ständige Auf und Ab an den Märkten und in der Wirtschaft sehen wir jetzt im Frühjahr 2022 wieder überdeutlich. Wer hätte gedacht, dass Russland gegen die Ukraine in den Krieg zieht, dass auf einmal die Inflation auf fast zweistelligen Bereiche wächst und das in der ganzen Welt und in der Folge die Zinsen auf einmal wieder steigen. Freilich, erwartbar war es schon, dass manche dieser Dinge passieren, denn es handelt sich jetzt um eine logische Folge der Geld- und Schuldenexzesse der letzten Jahre. Es ist ein Naturgesetz dass Gesellschaften und Einzelpersonen nicht dauerhaft auf Pump und über ihre Verhältnisse leben können, ohne dass sich dieses rächt.
Fatal dabei ist, dass dies, wie geschehen, jahrelang möglich zu sein scheint, ohne dass die Quittung dafür kommt. Die Mahner werden in diesen Zeiten als ewige Crashpropheten hingestellt und viele Ökonomen rufen eine neue Zeit aus und behaupten, die früheren Gesetzmäßigkeiten hätten jetzt aus diesen und jenen Gründen keine Gültigkeit mehr, weshalb „dieses Mal alles anders sei“ ;-). Aber leider ist das ein Trugschluss und bestimmte Gesetzmäßigkeiten wiederholen sich immer und immer wieder. Das wusste etwa die österreichische Schule der Nationalökonomie und Leute wie Mises oder Hayek schon vor 100 Jahren und sie haben das in Ihren Schriften aufgezeigt.
Aber was hat das alles mit dem erfolgreichen Unternehmen oder Unternehmer zu tun? Wie wir wissen, macht Unternehmertum nur Spaß, wenn man unabhängig ist und sinnvolle Entscheidungen nach eigenem fachlichem Ermessen treffen kann. Das ist leider nur so lange der Fall, wie man liquide ist! Gerät man in finanzielle Bedrängnis ist es schnell vorbei mit den unabhängigen Entscheidungen und man muss nach der Pfeife von anderen tanzen, selbst dann, wenn es langfristig nicht gut für den Erhalt und die Entwicklung der Firma ist. In eine Liquiditätsklemme kommt man schneller als gedacht! Vor allem, wenn man nicht auch mit dem Unmöglichen rechnet! Plötzlich aufkommende Risiken können eine völlig veränderte Situation für die eigene Liquidität und für die Beschaffung von Mitteln am Kapitalmarkt bedeuten.
Probleme mit den verfügbaren Mitteln entstehen schnell. Und negative wirtschaftliche oder politische Ereignisse können schneller eintreten, als man gedacht hat. Und sie werden eintreten, da kannst du sicher sein. Und zwar genau dann, wenn du nicht damit rechnest und es am wnigsten brauchen kannst. Wer mit zu viel Fremdkapitalhebel allzu optimistisch die Eigenkapitalrendite optimiert hat. Oder wer zu viel Geld verwendet hat, um damit vermeintlich hochrentable Wertpapiere zu kaufen, deren Kurse zu bestimmten Zeiten ins Unermessliche zu steigen schienen. Kapitalanlage und das Spekulieren auf Kursgewinne schien einfachere Vermögensmehrung zu ermöglichen, als die Entwicklung und Investition in die eigenen Fähigkeiten, oder in die finanzielle Absicherung der Firma. Geht man zu stark solchen Verlockungen auf den Leim, dann kann sich das in plötzlichen Krisen bitter rächen.
Im Frühsommer 2022 sehen sich viele Unternehmen, durch das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, mit großen Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Die Waren und Rohstoffversorgung sind gestört, Energie und viele Güter verteuern sich massiv oder Lieferungen platzen oder sind stark verzögert. Wir sehen eine Inflationsrate wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die einstigen Highflyer an den Börsen rauschen zusammen mit den Anleihekursen in die Tiefe. Und eine massive wirtschaftliche Rezession ist aufgrund dieser Umstände zu befürchten.
Wohl dem Unternehmen, das Risiken frühzeitig bedacht, auf ausreichend Eigenkapital und Liquidität gesetzt hat und dessen Geschäftsmodell robust und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Der Unternehmer, der auch unerwartete Risiken für möglich hielt und der immer auf eine ausreichende „Kriegskasse“ geachtet hat, der kann auch in diesen Zeiten ruhig schlafen und muss nicht um seine Existenz bangen. Aber die Weichen dazu müssen in den Zeiten gestellt werden, wo dies am wenigsten notwendig erscheint und alle Welt glaubt, jetzt würden die Bäume in den Himmel wachsen 😉 Aber erstens kommt es anders, zweitens, als man denkt – immer 😉
In den letzten Jahren der unternehmerischen Laufbahn keinen Blödsinn mehr machen und keine zu großen Risiken eingehen.
An der Stelle sei auch dringend darauf hingewiesen, dass man größere Risiken am besten dann eingeht, wenn man noch jung ist. Geht was schief ist man mit 20 und auch mit 40 noch gut in der Lage finanziell wieder auf die Beine zu kommen. Man hat mehr Energie, wie mit 60 und es ist leichter neues Vertrauen zu Geldgebern aufzubauen und an Kredite zu kommen. Mit > 60 ist es zwar nicht unmöglich nach einem unternehmerischen Schiffbruch wieder auf die Beine zu kommen, aber doch deutlich schwerer. Ich weise auf diesen Punkt insbesondere hin, weil ich in meiner unternehmerischen Laufbahn einige Fälle beobachtet habe, wo ältere Unternehmer durch unbedachte Entscheidungen kurz vor Toresschluss noch ihr komplettes Vermögen durch eine Insolvenz zerlegt haben!
Das ist außerordentlich bitter und hat in Einzelfällen bis zum Selbstmord geführt. Oft aber waren die Personen psychisch über Jahre am Boden, bis sie wieder Licht am Ende des Tunnels gesehen haben. Und von Wegen das Alter mit ausreichend Wohlstand genießen und ohne auf den Penny schauen, zu müssen Dinge tun, auf die man vielleicht Jahrzehnte verzichtet hat, weil immer die Firma vorging. Wenn du jenseits 50 bist sind aufgrund vorhergehender unternehmerischer Erfolge meist deutlich höhere Beträge im Spiel. Allzu leicht ist dann eine Fehlinvestition möglich wo es um deutlich größere Summen geht wie 10 oder 20 Jahre vorher. Entscheidungen und Investitionen mit großer Tragweite sollten im Alter besonders gut bedacht werden. Und lieber geht man einem Risiko aus dem Weg das man 10 Jahre vorher vielleicht noch eingegangen wäre. Eigentlich sollte man mit > 60 seine Schäfchen im Trockenen haben und man muss auch niemandem mehr beweisen was für ein toller Hecht man ist ;-).
Etwas risikoaverser zu agieren, sollte aber keinesfalls bedeuten, dass man keine notwendigen Erneuerungs- oder Modernisierungsinvestitionen mehr tätigt. Zumindest wenn das eigene Geschäftsmodell noch intakt und zukunftsfähig ist, sollte man alles auf aktuellem Stand halten und weiter in die Zukunft investieren, denn die Chance auf einen Nachfolger zu überzeugen, oder das Unternehmen gut verkaufen zu können, ist dann umso besser. Wer es hier in den letzten Jahren „auslaufen“ lässt und nichts mehr investiert, schadet sich damit. Trotzdem sollten mögliche Risiken fürs Geschäft oder das Vermögen keinesfalls übersehen werden. Entscheidungen, besonders wenn sie von existenzieller Tragweite sind müssen umso besser abgewogen werden, je älter man wird.