Hochmut kommt vor dem Fall

Hochmut kommt vor dem Fall. Hier möchte ich eine kleine Geschichte erzählen, die eine Lektion enthält, an die man immer denken sollte! Vor allem wenns gut läuft und man versucht ist zu glauben man sei der Größte!

Vor ein paar Jahren war ein sehr erfolgreiches Textilunternehmen im selben Gebäude angesiedelt, in dem auch wir damals unser Firmenräumen hatten. Das Unternehmen, aus dem Textilbereich, hatte noch 2 weitere Standorte und war in vielen Einkaufsmeilen des Landes mit Markenstores vertreten. Die Firma hatte damals fast 100 Leute und sie machten einen hohen zweistelligen Millionenumsatz und sehr gute Gewinne. Auch im Export vA nach Russland waren sie erfolgreich und sehr profitabel. Wir waren damals grad 10 „Leutchen“ und wenn mir der Geschäftsführer des Unternehmens auf dem Parkplatz begegnet ist, hat er es nicht mal für nötig gehalten den Kopf zu heben und mich zu begrüßen. Wir waren wohl weit unter seinem Level.

Er hat sich im weiteren Verlauf sehr um sein Ego gekümmert, indem er begonnen hat Oldtimerrennen zu fahren und in Kochshows im Fernsehen aufzutreten und war auch sonst auf Parties der Society vertreten. Zur Weihnachtsfeier ist er in 2007 noch mit der ganzen Firma nach Berlin geflogen und hats krachen lassen. Aber in der Firma hat man ihn immer weniger gesehen. Ein paar junge Designer die er eingestellt hatte haben die neue Kollektionen entworfen. Zuvor war immer er der crative Kopf und für den bisherigen Erfolg verantwortlich. In diesen Dingen hat er selbst aber immer weniger gemacht und sich auch sonst immer weniger um die Firma gekümmert. Mit den Finanzen hatte er es sowieso nie besonders, Geld war ja immer genug da.

Langsam kippte jedoch die Situation, ohne dass er dies wirklich zur Kenntniss nahm. Ab einem bestimmten Punkt ging aber alles relativ schnell. Die Jungdesigner haben wohl ein oder 2 Kollektionen „vergeigt“ und Fummel entworfen die keiner haben wollte. In Russland, das zuvor schöne Gewinne abwarf, liefs auf einmal auch nicht mehr richtig. Das Geld wurde knapp, Gesellschafter mussten Geld nachschiessen. Sie waren aber selbst unsicher, ob sie ihr Geld wieder sehen und haben sich zurückgehalten. Er alleine war auch nicht in der Lage die schlechte Lage zu überbrücken. Die Bank hat sich geziert wie oft in solchen Fällen wenns enger wird.

Die Lieferanten haben nicht mehr richtig geliefert und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Innerhalb von 2-3 Jahren ging es von ganz oben nach ganz unten. Ergebnis: Insolvenz mit über 3 Mio. ungedeckten, negativem Eigenkapital. Anklage wegen betrügerischem Bankrott und Insolvenz-Verschleppung. Der besagte Herr war dann eine Weile stationär in psychatrischer Behandlung, weil er nervlich zusammen gebrochen ist. Heute Privatinsolvenz und wohnte zwischenzeitlich irgendwo im Wohnwagen. Erfolg und Misserfolg liegen SEHR eng beieinander!  Je hochmütiger und überheblicher Menschen angesichts ihres Erfolges werden, umso näher ist schon der Abgrund! Das hat uns schon Laotse erzählt.

Wenn ihr auch mal super Geschäfte macht und die Kohle nur so sprudelt, bewahrt euch eine gewisse Demut und bleibt normal und auf dem Teppich. Denkt daran je steiler der Aufstieg und je größer der Stolz, umso tiefer der Fall, wenns blöd läuft. Und es kann immer blöd laufen! Schon hinter der nächsten Biegung eurer Unternehmerfahrbahn kann eine Schikane lauern 🙂

Es gibt auch andere Unternehmer aus meinem Umfeld, die ebenfalls sehr erfolgreich sind und waren, die aber trotz aller Erfolge immer „die Kirche im Dorf“ gelassen haben. Das sind Menschen wie du und ich freundlich, nett und hilfsbereit und ohne Stolz, Hochmut oder andere Allüren. Die auch ihr Business und ihre Finanzen immer gut im Blick haben und ihr Vermögen mit Bedacht managen. Diese Unternehmer sind durch alle Wirren der letzten Jahrzehnte gegangen und haben ihre Geschäfte und ihr Vermögen dabei beständig ausgebaut! Also denkt dran, vor allem wenn du mal meinst, du bist der geschäftliche Superman 😉 Hochmut kommt vor dem oft tiefen FALL

Man könnte nun sagen: Schicksal als Chance:  „in jedem Ende liegt ein neuer Anfang“. Unternehmerisch aber leider nur dann, wenn man noch jung ist und das Leben vor sich hat. Ist man jenseits 50 oder 60, sollte man die Risiken, die man eingeht oder mögliche Fehler bei der Betriebsführung gut bedenken! Bist du jung, kannst du derartige unternehmerisch Krisen oft überstehen und einen hoffentlich erfolgreicheren Neuanfang wagen. Kommst du aber in diesem Alter unternehmerisch existenziell in Bedrängnis, hast du nicht mehr alle Zeit der Welt nochmal etwas Neues anzufangen und den Schaden damit auszubügeln. Ansonsten gilt, falls dir ähnliches wie oben auch mal passieren sollte, was ich dir nicht wünsche 🙂

Eine Krise ist ein produktiver Zustand, man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. (Max Frisch)

Wir alle erleben Zeiten von Stress, Verlust, Versagen oder Trauma in unserem Leben.  Wie wir aber darauf reagieren, hat einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Oftmals haben wir keinen Einfluss darauf, was uns passiert, aber wir haben immer Einfluss darauf, wie wir darauf reagieren und die Situation bewerten.

Buchtipp: Schicksal als Chance. Das Urwissen zur Vollkommenheit des Menschen.
von Thorwald Dethlefsen